Ich spreche heute über ein Thema dass mich leider in den letzten Jahren sehr beschäftigt hat. Ich nenne es mal den digitalen Handel der Bedürfnisse, oder ein Einkaufs?-Korb an die ungenutzten Möglichkeiten:
Früher als unser Rucksack noch nicht mit so viel Lebenserfahrung gefüllt war, war vieles einfacher. Wir waren ohne Vorbehalte zu Menschen, haben jemanden getroffen, gemocht, ihn angenommen uns verliebt und seine Lebeweise, guten und schlechten Seiten angenommen. Sind vielleicht Kompromisse eingegangen und haben uns sogar angepasst. Hat es irgendwann nicht gepasst, weil sich die Welt dreht und wir uns auch verändert haben, wie durch Schicksalsschläge, oder andere Veränderungen in unserem Leben haben wir uns einfach getrennt und einen neuen Partner gesucht oder getroffen, der besser zu uns passt.
Die Welt hat sich nun aber geändert, für jedes Bedürfnis gibt es eine App oder eine Website in der wir unsere Anforderungen erfüllen können. Alles kann man online konsumieren, seien sie nun materiell, oder zwischenmenschlich und können alles entweder öffentlich machen, oder geheim konsumieren. Das heisst die digitale Abdeckung unseres Bedürfnisses wird nicht nur digital sondern auch anonym.
Was bedeutet das für uns als Menschen? Unser Beziehungsleben, welches wir früher nur mit einem Partner teilten, verteilt sich auf mehrere und wenn eines nicht mehr erfüllt ist tauschen wir es aus durch das noch das fehlende, sich ev. veränderte Bedürfnis aus. Wir konsumieren von jedem nur dass was er gut kann und in uns gerade erfüllt, aber wir nehmen ihn nicht mehr als ganzen Menschen an, reduzieren ihn vielleicht sogar und das ist eine sehr gefährliche Entwicklung, vor allem wenn man in sich gegenseitig nicht dasselbe Bedürfnis sucht, es vielleicht nur ein temporäres Defizit ist, sind enorme Enttäuschungen und seelische Verletzungen programmiert.
Und was passiert? Unsere Bedürfnisse beginnen sich noch mehr zu schärfen, wir selektionieren und verteilen es noch mehr und der Teufelskreis beginnt.
Unsere Gefühle und Fähigkeiten sind kein Handelsgut mit dem man sich einen Einkaufswagen zusammenstellen kann. Und ein Mensch ist nie virtuell, sondern immer real, Wir sind Magneten mit Plus- und Minuspolen. Auf der einen Seite ziehen wir uns aus, ähm an (jetzt habe ich gerade ein Bedürfnis verwechselt) und auf der anderen stossen wir uns ab.
Wir kennen dies schon lange aus der Berufswelt, aus dem Handel und der gesamten Konsumation nun ist es auch bei uns als Menschen, mit unseren Werten und Gefühlen angekommen. Aber eines dürfen wir nie vergessen. Wir sind alle sehr komplex mit unseren Erfahrungen und Bedürfnissen und eher Generalisten, statt Spezialisten, aber vor allem sind wir eines. MENSCHEN!
Und die Moral die Geschichte: Wir tauschen nicht das Bedürfnis aus sondern einen Menschen und wer sich zu viele Türen offen hält. Dem zieht es um die Ohren und zwar schnell!
@simis wie immer gnadenlos
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