…nur weil andere anders denken und fühlen?
Eine rührende Geschichte in bereichernder Gesellschaft und wunderschöner Aussicht. Glühwein trinkend und in tiefe Gespräche vertieft, kam er angerannt:
Ich heisse Giuseppe und WER bist DU…und DU?
Wir stellten uns vor und er rannte wieder weg und kam aber sofort zurück und sagte: "Ich freue mich Euch kennen zu lernen" wiederholte unsere Namen und rannte mit den Worten: „Ich bin nicht gefährlich“ wieder weg. Das wieder holte sich ein paarmal. Er sagte immer wieder: „ich freue mich euch kennen zu lernen“ und „ich bin nicht gefährlich“ bis er von dannen zog und sichtlich begeistert leere Papiertüten aufblies, um sie dann mit der Hand zu zerplatzen. Was für ein Spass…;-)
Giuseppe ist, wie schwer zu erraten, geistig beeinträchtigt. Klar ist sein Verhalten hektisch und imposant und kann beunruhigen, aber sicher nicht gefährlich. Mein Gedanke war sofort, wer redet ihm so etwas nur ein, dass er dies in jedem zweiten Satz wiederholt: Ich bin nicht gefährlich.
Kann anders sein Angst machen und vor allem wem? Dir selbst, oder den anderen? Bist du anders und vor allem als wer? Weil du vielleicht anders handelst, mehr oder weniger denkst und fühlst als andere, oder gar behindert bist. Du bist anders setzt einen wertenden Massstab an das eigene ich. Je nachdem wer es wie ausgesprochen hat, kann es das schönste Kompliment sein, oder die grösste Verletzung.
Erst wenn wir aufhören im ICH und DU zu denken und gedanklich im Hier und Jetzt bleiben, anstatt irgendwo in der Vergangenheit, oder in der Zukunft, unsere Mauern bis in unser tiefstes Inneres einreissen und uns selbst so akzeptieren wie wir sind, werden wir uns selber wertschätzen und bedienungslose Liebe erfahren. Denn wahre Liebe beginnt erst dort wo alle Konditionierungen, Erwartungen und Forderungen gegenüber unserem eigenen ICH fallen?
Sehr schwierig wird es aber, wenn du von geliebten Menschen Liebe und Zuneigung empfangen möchtest und diese nur dann erhältst wenn du wie sie denkst, handelst, fühlst, oder gar abgelehnt wirst, weil du bist wie du bist und andere aus dir ziehen wollen, was sie sich selbst nicht geben können. Darf ich sie dann trotzdem lieben und muss ich mich trennen um mich selbst zu bleiben?
Wie grossartig würde unser Leben wohl sein, wenn wir jenseits von richtig und falsch einander im unendlichen Sein begegnen und verbunden sein könnten, ohne das Gegenüber zu spiegeln. Ich bin anders ist wahrscheinlich der Beginn einer bereichernden Reise zum inneren ich. Ein Weg der nie enden wird. Mal ist er schwer und steinig und mal ist er wunderschön und heilend.
Ganz viel anders und andere… aber ein sehr tiefer und bereichernder Blog für mich, denn ich wurde durch andere Gedanken und Erlebnisse an meine eigenen Werte, Gedanken und den Ursprung meines Schreibens erinnert:
Alles was wir teilen und sei es nur ein Gefühl, oder ein Gedanke kann uns weiter bringen. Wir müssen uns nur die Zeit nehmen darüber nachzudenken, denn Du bist anders gibt es nicht, weil du nicht bist wie dich andere gerne hätten. Es gibt nur DU.
Ich mache mich jetzt mal auf den Weg. Kommst du mit mir: Zu dir selbst? Denn wir werden nie im Aussen finden, was uns im Innen fehlt.
Und die Moral der Geschichte:
Irgendwo wartet jemand sehnsüchtig auf dich, der dich genau so liebt, annimmt und braucht wie du dich selbst.
Danke für deine Inspiration.
Lieber Giuseppe.
Herzlichst euer Simis
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