Die Zeit von bedrohenden Viren scheint auch die Zeit für neue Gewohnheiten, Verhaltensweisen und Regeln. Und ganz besonders für prägende Begriffe wie "Social Distancing" Ich selbst sitze nun schon seit 5 Wochen zuhause, weil ich in Folge einer bakteriellen Lungenentzündung zur Risiko Gruppe zähle.
Ich bin also quasi sozial distanziert zu meinem eigenen Schutz. Nun. Ich bin ein Mensch der aus Erlebtem erfahren und gelernt hat allein zu sein. Es zeitweise auch geniesse. Ich bin befähigt mir alternative Energiequellen zu sozialen Kontakten zu erschaffen und sie zu nutzen. Zum Beispiel mit einem Blog ;-)
Aber was macht Social Distancing aus Menschen die diese Fähigkeit des Alleinseins nicht beherrschen. Die sich nicht mit sich selber beschäftigen können und soziale Kontakte brauchen um ihr inneres Gleichgewicht zu behalten.
Es macht sie krank, den Einsamkeit kann man nicht von heute auf morgen lernen. Es ist ein Prozess für den es vielleicht sogar eben diese sozialen Kontakte braucht...denn woher können sie es lernen, wenn nicht von Menschen die es beherrschen.
Ich selbst habe eigentlich keine grosse Angst "mehr" vor Corona und es ist sicher nicht das letzte mal dass ein solches Erlebnis unser Leben beeinflusst. Aber dieser Virus ist das erste Ereignis das in einem solchen Masse soziale Distanz erfordert um gesund zu bleiben/werden.
Aber wer hat denn für jeden einzelnen Menschen zu entscheiden, ob er lieber an Corona oder Einsamkeit erkrankt. Der Staat, oder ich selbst? Das alleine wäre ein Blog für sich wert, denn auch dieser Umstand hat sich nun geändert! Andere entscheiden.
Ich bewege mich nicht mehr oft auf den Strassen, aber wenn ich es tue nutze ich meine gute Beobachtungsgabe und sehe den Menschen zu wie sie damit umgehen.
Und was ich sehe und höre ist teilweise sehr erschreckend. Neulich war ich am Kiosk und sah einen verunsicherten älteren Mann, dessen einzige Möglichkeit es nun ist nicht alleine zu sein, am Bahnhof einen Kaffee zu kaufen, sich mit sicherem Abstand sozial zu distanzieren um Leben zu erleben, indem er den Menschen beim ein und aussteigen des Zuges zusieht. Und zwar ALLEIN! Vielleicht ging er früher um diese Zeit mit seinen gleichaltrigen Kollegen einen Kaffee im Restaurant trinken um soziale Nähe zu erleben.
Das zweite Erlebnis war in der Apotheke: Die Verkäuferin sagte ziemlich forsch zu einer vermutlich fast 90jähren Frau: "Was machen Sie hier! Sie sind Risikogruppe, meine zwei Kinder müssen den ganzen Tag zu hause bleiben um sie zu schützen und sie bewegen sich immer noch frei auf der Strasse!" Die alte Frau hat wohl kaum begriffen um was es ging. Sie wollte vermutlich wie jede Woche um diese Zeit ihr Medikament kaufen. Ev. hat sie gar niemanden der das für sie tut, oder machen kann. Aber wahrscheinlich wollte sie einfach andere Menschen sehen und einen Moment dem allein sein entfliehen und aus der sozialen Distanz.
Erschreckende Erlebnisse, jeder Mensch der uns näher als zwei Meter kommt bildet nun offenbar eine Gefahr für uns und unsere Nächsten. Was für eine Verantwortung und was für ein Druck.
ALSO was macht Social Distancing aus uns? Und wie gehen wir damit um wenn Corona besiegt ist. Ich bin sehr gespannt auf die Folgen und freue mich natürlich Eure Meinung dazu in meinem Forum hören.
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