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Autorenbildsimis

Meisterherzwerk

Aktualisiert: 4. Aug. 2023

Heute erzähle ich mal eine andere Geschichte. Sie soll die Vergangenheit mit dem Moment vermischen und eine glückliche Zukunft prophezeien. Für wen und was bestimmt ihr bitte für euch selbst und was ihr aus meinen Zeilen für euer Leben mitnehmt.


An den letzten Weihnachten ging es mir nicht so gut und immer wenn es einem nicht so gut geht ist wer für uns da? Gute Freunde, oder Freundinnen, welche uns ohne Bedingung bei Seite stehen. Ich erzählte einem guten Freund meine Erlebnisse und der ging spontan am Nachmittag des letzten Tages im Jahr mit mir etwas trinken. Er hörte mir zu, gab mir Mut, Kraft und ein paar Tipps und meinte, wenn du möchtest, darfst du Silvester gerne bei uns feiern.


Ich lehnte dankend ab. Ich wollte nicht stören. Ein paar Stunden später meldet er sich wieder, mein Lieblingsbayer, über welchen ich schon einen Blog geschrieben habe. Er fragte, hast du es dir nochmals überlegt, ich habe für heute Abend extra etwas mehr eingekauft, falls du doch noch kommen möchtest.


Wow. Was für eine liebevolle Geste und was für ein grosses Herz. Also raffte ich mich ein wenig beklemmt auf, zu ihnen zu fahren, in der Angst ihnen mit meiner bedrückten Stimmung die Laune zu verderben.


Aber wie erwartet, liess ich mich von ihrer guten Laune anstecken. Bei liebevoll gedecktem Tisch fliessen Gedanken, Gespräche und Getränke. Irgendwann kamen wir auf den Tisch zu sprechen, an dem wir sassen und assen und dass man diesen wieder mal restaurieren sollte, wahrscheinlich weil jemand ein paar neue Flecken auf dem Naturholztisch machte. Ich sicher nicht haha, oder doch. Nein!


Ich sagte salopp: Seit Jahrzehnten baue und restauriere ich alte Möbel. Wenn ihr wollt mache ich dass für euch und mein Freund erwiderte sofort. Ich habe da so ein altes Möbel, dass ich von meiner Uroma geerbt habe. Ich suche schon lange jemanden der das für meine Tochter restauriert. Ich sagte ok, ich schaue es mir mal an.


Wir vereinbarten also ein neues stimmiges und tiefsinniges Treffen und er zeigte mir das Möbel. Ich war sofort sehr beeindruckt, als ich es sah und spürte die Verbindung zwischen meinem Freund und dem ca. 200 Jahre alten Schmuckstück. Klar, es war etwas in die Jahre gekommen und an einigen Stellen gebrochen und defekt. Meine Gedanken begannen zu rattern. Ich habe mich sofort mit dem alten Schminktisch und den Emotionen meines Freundes verbunden. Ich sehe jede Kante, jeden Riss und schweife schon ab in die Tat.


Ein paar Wochen später stand das Möbel also bei mir. Ich hatte Holz, Emotion, zwei kreative Hände und einen wachen Geist, da kommt mir spontan nur ein Name in den Sinn.


Augusto Vassallo, mein Mentor und Lehrer in meiner Ausbildung und nicht nur in der Bearbeitung von Holz. Eigentlich habe ich ja Mechaniker gelernt. Anlagebau mit allem was dazu gehört. Aus Metall kann man viel Schönes gestalten und doch ist es ist ein chemisches Produkt aus Molekülen und Atomen. Es ist eigentlich tot. Aber in diesem Betrieb gab es auch eine Schreinerei und als Auszubildender musste ich oft bei Augusto, genannt Gusti aushelfen.


Kleben, Sägen. Täfern, Schleifen, Streichen, Laminieren, Laventieren, Schränke bauen, Hobeln, wann immer er zwei Hände mehr brauchte, war ich zur Stelle. Ich lernte beim Zusehen alles über Holz, Farben und Menschen und war beeindruckt, wie er nur mit Spucke und einem normalen Küchenschwamm, die Beschaffenheit der Oberfläche beurteilte um das weitere Vorgehen zu bestimmen. Ich lernte und wurde sein Schreiner- und Menschenlehrling.


Ach, wie mochte ich doch diese Ruhe, Kraft und Kreativität dieses gesetzten und liebenswerten Herzmenschen. Ich folgte ihm blind, er lehrte mich, dass nicht immer alles Technik, Mechanik und berechenbar ist. Holz lebt, wie ein Mensch und dass man es fühlen muss, um es zu gestalten und dass vier Hände oft mehr schaffen als zwei: Mit Verstand.


Wenn ich nicht achtsam war, oder mich im Ton vergriff, schmiss er schon mal mit aufgesetzt grimmigem Blick den Kehrbesen nach mir, welchem ich natürlich sehr geschmeidig auswich und kurz darauf lachten beide heiter und ausgelassen und machten weiter. Was für schöne Erinnerungen und tausendmal mehr, als ich beschreiben mag.

Eigentlich habe ich von diesem Mann unbewusst und auf natürliche Weise meine Führungsfähigkeit erlernt. Wie sie heute nach 35 Jahren mühsam in Kursen gelehrt wird. Mit Hand, Herz, Gefühl und Verstand ihm Einklang mit dir selbst, kannst du alles erreichen.


Aber zurück. Also stand es da, dieses Möbel. Viele Kanten, dicker ungleichmässiger Lack, viele unzugängliche Stellen. Meine grösste Herausforderung, emotional und technisch. Ich musste mich an Augustos Worte halten.


Da stand es in meinem Schlafzimmer und ich schaute es jeden Tag an. Meine Katzen turnten darauf rum. irgendwann fand ich die Muse und wagte mich vor ein paar Tagen an das Möbel heran, nahm es auf die Terrasse und setzte an. Ein paar Testschliffe an unsichtbaren Stellen.


Es ist immer spannend, was für ein Charakter zu Vorschein kommt, wenn der Lack ab ist, bei Holz und Mensch! Haha, nicht abschweifen Simis!


Ich machte immer weiter und weiter und irgendwann stand das Möbel völlig nackt und in natürlicher Pracht vor mir und ich dachte immer wieder, wer es wohl erschaffen hat und was würde dieser Mensch denken, wenn er sieht, was ich nun daraus mache.





Ich tastete mich heran und machte ein paar Testanstriche und Lackierungen, schiff sie wieder weg und machte neue Versuche. Wohin soll die Reise gehen mein Liebling. Du musst es mir schon sagen. Zwischendurch holte ich die Regieanweisungen der Tochter meines Freundes ein und wir suchten eine gemeinsame Richtung, die dem Möbel, der Erbin und dem Schaffer gleichmässig entspricht. Und so entstand in der Gegenwart ein gemeinsames Meisterherzwerk.


Und hier die Entstehung von Emotionen:


Ich bin gespannt, wer sich als nächstes an dieses Möbel wagt. Fünf Generationen hat es ja schon hinter sich und ich bin mir sicher, dass es noch mehrere hunderte Jahre lebt und irgendwann wieder jemand kommt und unter den Lack schaut, aber bis dahin wünsche ich euch viel Spass damit, liebe Soraya und lieber Oliver, in Gedanken an Uroma Maria und vielen Dank an Augusto, dass er mich dazu befähigt hat.


Was will ich damit sagen, das Leben entwickelt sich, wie diese Geschichte und irgendwann kommen alle und Alles zusammen, dank der Vergangenheit. Darum weiss ich auch nicht, warum viele ihre Vergangenheit und die Menschen darin verpönen, nur im Moment Leben möchten und dauerhaft von Zukunft sprechen und ihre eigene Vergangenheit nicht positiv für sich akzeptieren und nutzen.


Und das führt mich zu diesem Song. Schaut und hört selbst was er macht. Er spielt ein Instrument nach dem anderen und das Mischpult spielt alles wieder ein und vermischt die Vergangenheit und den Moment, wie im richtigen Leben. Genau so sollten wir das Leben akzeptieren.


Hört rein, wie sich Emotion und Herz in Perfektion im realen Moment anhört.



Liebe, Verstand, Herz. Holz, Genie und Wahnsinn sind oft nah beieinander, oder meilenweit voneinander entfernt.


@Simis..,ein bisschen stolz darauf, dank der Vergangenheit, die Generationen in der Gegenwart für die Zukunft prägen zu dürfen.







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